Druckansicht - Donnerstag 16. Dezember 2010
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Freiwillige im Dienst am Nächsten

 

ZUSAMMENFASSUNG

 

1700 VertreterInnen von ungefähr 50 Organisationen sind durch Christoph Kardinal Schönborn und den österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer am 9. September 2007 zu einem Treffen mit Papst Benedikt XVI. ins Wiener Konzerthaus eingeladen. Nahezu die Hälfte aller ÖsterreicherInnen über 15 Jahren sind, unabhängig ihrer politischen Gesinnung, ehrenamtlich tätig. Die größte Gruppe im sozial-karitativen Bereich: vom Roten Kreuz, Pfarr-Caritas, über Berg- und Höhlenrettung, Kriseninterventionszentren, Freiwillige Feuerwehr bis hin zu neuen Zweigen des Ehrenamtes wie der Hospizbewegung uvm. Hauptamtliche und Ehrenamtliche arbeiten hier zusammen. Ehrenamtliche verfügen über ein hochgeschätztes Kapital, das bei Hauptamtlichen knapp ist: Zeit. Die meiste Freiwilligenarbeit (62% der Bevölkerung) geschieht in der direkten Nachbarschaftshilfe. Die unentgeltliche Arbeit ist ein Garant für Lebensqualität. Die österreichische Regierung unterstrich, dass die soziale Versorgung der Menschen ohne die Ehrenamtlichen weder zu gewährleisten noch zu finanzieren sei und rief 2001 ein „Jahr des Ehrenamtes" aus. Im Zuge dessen wurde „Ehrenamt" auch offiziell definiert: ohne gesetzliche Verpflichtung, „unbezahlt" ohne monetäre Gegenleistung, und außerhalb des eigenen Haushalts. Papst Benedikt XVI. bezeichnet in seiner Enzyklika „Deus Caritas est" das Ehrenamt als „wichtiges Phänomen unserer Zeit". Er weiß, dass Ehrenamtliche hin und wieder gern geehrt werden. „An alle, die sich in unterschiedlicher Form an diesen Aktivitäten beteiligen, möchte ich ein besonderes Wort der Anerkennung und der Dankbarkeit richten", schreibt der Papst in der Enzyklika, und bei seinem Österreichbesuch wird er es persönlich sagen.

 

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Soziales Ehrenamt? Logisch! Nahezu die Hälfte aller Österreicherinnen und Österreicher über 15 Jahren sind ehrenamtlich tätig. Die größte Gruppe im sozial-karitativen Bereich.

 

"Logisch mach ich das!", ruft Maria und springt in den Bus, um rechtzeitig zum Freiwilligen-Dienst in der Telefonseelsorge zu kommen. "Logisch" ist für Michael der unbezahlte Einsatz beim Rettungsdienst, und für die gar nicht mehr junge Angela ist es "logisch", jede Woche Kranke zu besuchen, die niemand sonst besucht.

 

Das Wort "logisch" hat in Österreich wenig mit der philosophischen Logik zu tun, eher im Gegenteil: "Logisch" meint, etwas zu tun, ohne sich selber lang zu fragen, ohne zu hinterfragen: Warum mache ich das? Was bringt es mir? Zahlt sich das aus?

 

Das ist der Grund, weshalb Menschen, die viel Freizeit für eine soziale Sache opfern, ins Stottern kommen, wenn sie ihr Engagement begründen sollen. Sie sehen, das muss getan werden und tun es. Logisch.

 

Für ihren Einsatz bekommen sie kein Geld, wenigstens der Name ihres Engagements ist schön: "Ehrenamt" wird diese Arbeit genannt. Vor allem zu besonderen Anlässen. Wenn es etwa gilt, freiwillige Helfer für "50 Jahre Ehrenamt" zu ehren. Oder wenn 1700 Vertreterinnen und Vertreter aller sozial tätigen Ehrenamtlichen zu einem Treffen mit dem Papst ins Wiener Konzerthaus eingeladen sind. Die Ehre der Einladung dieser Ehrenamtlichen geben sich der Wiener Kardinal Christoph Schönborn und der österreichische Bundespräsidenten Heinz Fischer, ein Sozialdemokrat. Das spiegelt eine der wunderbaren Facetten des Ehrenamtes: Menschen sind gefragt, die einsatzwillig sind, ohne Ansehen von Herkunft, Religion, Stand und Weltanschauung. In der Regel, denn auch die Organisationen für Ehrenamtliche haben ihre Geschichte, ihre Tradition, ihren bestimmten Habitus. Wenn Gleichklang gefragt ist, finden sich Gleichgesinnte. Das kann Grenzen schaffen, bricht sie - vor allem bei den sozial-karitativ Ehrenamtlichen - gleichzeitig auf: Die Gesinnung ist auf die Gute Tat gerichtet, auf das, was das soziale Gewissen fordert. Von wem auch immer dieses Gewissen gebildet wurde.

 

Wenig Ehre, viel Amt

 

Das Wort "Ehrenamt" hat es in sich: Ehre gibt es wenig, Amt viel. Amt heißt: Zuverlässig sein beim Einsatz, pünktlich, gewissenhaft, treu. Möglichst nicht nur für ein Projekt, am besten ein Leben lang. So ist es angelegt, das Ehrenamt, und erstaunlich viele junge Menschen schaffen das. Noch mehr Junge sind für ein zeitlich begrenztes Projekt zu gewinnen, besonders für ein soziales, auch wenn es höchst strapaziös ist. Das beste österreichische Beispiel: Die Aktion „72 Stunden ohne Kompromiss". Jedes Jahr sind mehr als 5.000 Jugendliche drei Tage lang an 350 Projektschauplätzen engagiert. Katholische Jugend, youngCaritas.at und das Hitradio Ö3 ziehen diese größte Jugendsozialaktion durch. Lebenslang ehrenamtlich sozial zu arbeiten ist vielen gar nicht möglich, die Familie lässt wenig Zeit, oft der Hausbau, berufliche Belastungen. Lebenslang geprägt bleiben die Menschen von ihrem Ehrenamt. Sie handeln sozial, selbst wenn das für sie nicht von Vorteil ist.

 

Kapital "Zeit"

 

Das soziale Ehrenamt bildet für viele eine Schiene in den Sozialberuf. Ehrenamtliche sind gut ausgebildet, sozial wirkende Ehrenamtliche kennen die Realität eines Sozialberufs. Dass im Sozialbereich die Ehrenamtlichen den Hauptberuflichen den Arbeitsplatz wegnehmen könnten, ist kein Thema. Um die Arbeit in Sozialberufen gibt es keine Drängerei. Die gute Zusammenarbeit der Ehrenamtlichen und Hauptberuflichen gelingt nicht von selbst: Sie braucht gute Organisation und funktionierende Kommunikationsstrategien. Zuweilen sind Hauptberufliche der Ansicht, ohne die Hilfe der freiwilligen Helfer, die auch zu betreuen seien, hätten sie weniger Mühe. Das Miteinander klappt trotzdem. Dank dem Vertrauensvorschuss der hauptberuflich sozial Tätigen: Sie lassen „Fremde" in ihr Arbeitsgebiet hineinschauen, sie halten den Blick von außen aus, sie fürchten sich nicht vor einer, wenn auch nicht bewussten, so doch vorhandenen Kontrolle. „Der Blick von außen verhindert Betriebsblindheit", sagt dazu Christoph Petrik-Schweifer, Generalsekretär der Caritas.

 

Es gelte der Grundsatz, "für jeden Ehrenamtlichen, für jede Ehrenamtliche, gibt es den richtigen Platz, man muss ihn nur finden", meint Petrik-Schweifer und fügt hinzu: "Das bringt immer Gewinn." Gespräch und Vorbereitung sei Voraussetzung, je näher beim Menschen die ehrenamtliche Arbeit, desto intensiver habe das zu geschehen. Hauptamtliche schätzen an den Ehrenamtlichen, dass sie über ein Kapital verfügen, das bei Hauptamtlichen knapp ist: Zeit.

 

Garant für Lebensqualität

 

Ungefähr 50 verschiedene Organisationen werden beim Treffen der Ehrenamtlichen mit dem Papst im Wiener Konzerthaus vertreten sein. Ehrenamtliche der großen Organisationen wie Rotes Kreuz, von Berg- und Höhlenrettung, von Kriseninterventionszentren, Ehrenamtliche der Pfarr-Caritas und ganz neue Zweige des Ehrenamtes, wie jene der Hospizbewegung, die in Österreich über hochqualifizierte freiwillige Mitarbeitende verfügt. Die Organisationsvielfalt hat ein wenig damit zu tun, dass "jeder Österreicher ein Präsident und jede Österreicherin die Schriftführerin mindestens eines Vereines ist", wie böse Zungen behaupten. Ein wenig Ehre darf beim Ehrenamt schon dabei sein.

 

Ein Titel, eine Plakette für viele Jahre Tätigkeit, für 5.000 Ausfahrten mit dem Rettungswagen, für mutigen Einsatz bei Katastrophen. Doch Franz, der junge Maurer, der einmal in der Woche freiwillig nächtens im Rettungsauto Sanitäterdienst macht und am Tag seinem Beruf nachgeht, der denkt nicht an Ehre, er macht es. Logisch. Vor einigen Jahren besann sich die österreichische Regierung darauf, dass die soziale Versorgung der Menschen ohne die Ehrenamtlichen weder zu gewährleisten noch zu finanzieren sei und rief ein "Jahr des Ehrenamtes" aus. Auch für den derzeitigen Sozialminister, den Sozialdemokraten Erwin Buchinger, ist die gesellschaftliche Bedeutung der Freiwilligenarbeit "offensichtlich": Österreich würde nicht über seine hohe Lebensqualität verfügen, wären da nicht die vielen Menschen, die freiwillig und unentgeltlich sich in der Nachbarschaftshilfe, in sozialen, pflegerischen und gesundheitlichen Diensten, aber auch in sportlichen und kulturellen Bereichen sowie in den Katastrophenhilfs- und- Rettungsdiensten betätigen." Im "Jahr des Ehrenamtes" wurde das Wort und die damit gleichzusetzende „Freiwilligenarbeit" offiziell definiert: "Freiwillig" heißt ohne gesetzliche Verpflichtung, "unbezahlt" ohne monetäre Gegenleistung, und dazu der Faktor: "außerhalb des eigenen Haushalts".

 

Die Regierung zog auch Bilanz: 43,8 Prozent der österreichischen Bevölkerung ab 15 Jahren leisten Freiwilligenarbeit, das sind etwas mehr als drei Millionen Menschen. In der direkten Nachbarschaftshilfe geschieht die meiste Freiwilligenarbeit, dort leisten 62 Prozent sehr unterschiedliche Hilfestellungen. Selbst wenn man die Nachbarschaftshilfe und das soziale Engagement in den Kirchen statistisch nicht in den sozial-karitativen Bereich einrechnet, bildet dieser gemeinsam mit dem freiwilligen Katastrophen- und Rettungsdienst die größte Gruppe. Im Sport sind keineswegs so viele Freiwillige tätig.

 

Bei dieser Menge an Ehrenamtlichen muss das Ehrenamt der österreichischen Bevölkerung "einfach logisch" erscheinen. Allein die Tatsache, dass die gesamte österreichische, sehr gut funktionierende Feuerwehr mit Ausnahme der Berufsfeuerwehren in den größeren Städten, auf die Arbeit freiwilliger Feuerwehrleute aufgebaut ist, und dass bei den meisten Fahrten mit einem Rettungswagen Freiwillige mitfahren, macht das Ehrenamt zu einer der selbstverständlichsten Sache im täglichen Leben. Derart selbstverständlich, dass die Meinung vorherrscht, das sei überall so. Bei Begegnungen mit den östlichen Nachbarn kommt es, unabhängig von der Sprache, zu großen Verständigungsschwierigkeiten über den Begriff "Ehrenamt". Österreichische katholische Organisationen werden zunehmend von kirchlichen Gruppen dieser Länder gebeten, ihnen beim Aufbau von ehrenamtlichen sozialen Vereinigungen zu helfen. Das Vorhaben trifft dort oft auf massiven Widerstand: In den ehemals kommunistischen Ländern war freiwilliges soziales Engagement von oben zwangsverordnet worden.

 

Das zerstörte Sinn und Verständnis für echtes freiwilliges Engagement. Anders bei den westlichen Nachbarn. Wo Papst Benedikt XVI. aufwuchs, in Bayern, ist das Ehrenamt ähnlich selbstverständlich, ähnlich "logisch" wie in Österreich. In seiner ersten Enzyklika "Deus Caritas est" bezeichnet der Papst das Ehrenamt als „wichtiges Phänomen unserer Zeit". Der Papst weiß auch, dass Ehrenamtliche hin und wieder gern geehrt werden. "An alle, die sich in unterschiedlicher Form an diesen Aktivitäten beteiligen, möchte ich ein besonderes Wort der Anerkennung und der Dankbarkeit richten", schreibt der Papst in der Enzyklika, und bei seinem Österreichbesuch wird er es persönlich sagen: Beim Festakt am Sonntag, den 9. September im schlicht-schönen Großen Saal des Wiener Konzerthauses. Die Ehrenamtlichen Österreichs freuen sich sehr über diese große Ehre, die sie wiederum "logisch" finden.

 

 

Mag. Gabriele Neuwirth

Redakteurin der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag"

Vorsitzende des Verbandes katholischer Publizisten Österreichs

 

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Dokumentation des Papstbesuchs erschienen

In der Schriftenreihe "Die Österreichischen Bischöfe" erschien soeben die Dokumentation "Papst Benedikt XVI. in Österreich"

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Hier finden Sie alle Zitate der SMS-Aktion im Vorfeld des Papstbesuchs.



Papst Benedikt XVI. schreibt an die Leser der Österreichischen Kirchenzeitungen


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