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Stifte und Klöster im kirchlichen Leben Österreichs

 

ZUSAMMENFASSUNG

 

Österreich zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Verbreitung an Klöstern aus; es seien als berühmte Namen Göttweig, Heiligenkreuz, Melk oder Nonnberg in Salzburg erwähnt. Manche sind nicht mehr von Mönchen oder Nonnen belebt, andere weisen zur Zeit einen personellen Höchststand auf. Was macht die Anziehungskraft der Klöster aus? Zunächst fasziniert, dass sie Stifte sind. Stifte sind Stiftungen, meist von einem Herrschergeschlecht wie den Habsburgern, die im Idealfall mit ausreichenden Ländereien und wirtschaftlicher Potenz ausgestattet wurden, um ein klösterliches Leben über Jahrhunderte zu ermöglichen. Die Grundintention dieser Stiftungen war es, dass die Mönche beten sollten. Klöster haben sich auch aus anderen Gründen unentbehrlich gemacht, denn Klostergründungen brachten dem Land qualifizierte Arbeitskräfte. Schule, Bibliothek und Krankenpflege wurden mit Hingabe und fachlichem Geschick betrieben. Die Mönche waren erfahrene Baumeister und Landwirte, aber schließlich auch Priester, die sich um Katechese und Sakramentenspendung auch außerhalb der Klausur bemühten. Die Klöster wurden und werden von der Bevölkerung wohlwollend und dankbar akzeptiert und sind daher zum festen Bestandteil des kirchlichen Lebens in Österreich geworden, ja eigentlich zum Fundament dieser Kultur. Denn Österreichs kulturelle Identität ist stark in den Klöstern beherbergt, vor allem in den Klosterbauten an sich, aber auch durch die Gegenstände, die in den Klöstern andächtig aufbewahrt werden: das Grab des hl. Rupert im Stift St. Peter, der Tassilo-Kelch im Stift Kremsmünster, das Kolomann-Grab in Melk, die Schädelreliquie des hl. Leopold in Klosterneuburg, die Babenberger-Grablege in Heiligenkreuz uvm. Heute setzen Österreichs Stifte ihre reiche Tradition fort und werden gerne als „Spirituelle Zentren" in Anspruch genommen. Als Zeichen der Anerkennung und Dankbarkeit wird der Heilige Vater während seines Österreich-Aufenthaltes ein Stift besuchen, das auf der Via Sacra von Wien nach Mariazell liegt: das Zisterzienserstift Heiligenkreuz.

 

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Eine beliebige Autobahnstrecke in Österreich genügt schon, um den Besucher auf die außergewöhnliche Verbreitung der Klöster in diesem Land aufmerksam zu machen. Alle paar Kilometer wird das nächste Kloster ausgeschildert oder - bei einigen berühmten Klöstern wie Göttweig, Melk oder dem Nonnberg in Salzburg - auf dem Horizont als dramatische Silhouette sichtbar. Manche sind freilich nicht mehr von Mönchen oder Nonnen belebt, aber die häufige Frage von Touristen: "Wieviele Mönche leben noch im Kloster?" ist ganz daneben. Von einem „noch" kann keine Rede sein! Denn der Ordensberuf zieht an, Stifte wie Klosterneuburg und Heiligenkreuz genießen derzeit einen geradezu historischen Höchststand an Klostereintritten. Was gibt den Klöstern in Österreich ihre besondere Anziehungskraft?

 

Ein Teil der Faszination geht von der Tatsache aus, dass sie nicht nur Klöster, sondern Stifte sind. Stifte sind Stiftungen, meist von einem Herrschergeschlecht, die im Idealfall mit ausreichenden Ländereien und wirtschaftlicher Potenz ausgestattet wurden, um ein klösterliches Leben über Jahrhunderte zu ermöglichen. Die großzügigen Stiftungen der Babenberger, Habsburger und anderer Adelsgeschlechter prägen die kirchliche Landschaft Österreichs bis heute.

 

Die Grundintention dieser Stiftungen war es, dass die Mönche beten sollten: für den Landesherrn, die Menschen unter seiner Verantwortung und das Seelenheil der verstorbenen Mitglieder der Stifterdynastie. Gott hat die Gebete erhört und seine schützende Hand über diese Klöster gehalten, aber sie haben sich auch bald aus anderen Gründen unentbehrlich gemacht, denn Klostergründungen brachten dem Land qualifizierte Arbeitskräfte, die sonst schwer zu finden waren. Schule, Bibliothek und Krankenpflege wurden mit Hingabe und fachlichem Geschick betrieben. Die Mönche waren erfahrene Baumeister und Landwirte, aber schließlich auch Priester, die sich um Katechese und Sakramentenspendung auch außerhalb der Klausur bemühten. Die Klöster wurden von der Bevölkerung wohlwollend und dankbar akzeptiert und sind daher zum festen Bestandteil des kirchlichen Lebens in Österreich geworden, ja eigentlich zum Fundament dieser Kultur.

 

Sowohl zu Zeiten der Not als auch im Wohlstand lebt die österreichische Gesellschaft in enger Beziehung zu ihren Klöstern. Denn erst seit kurzem gibt es rein weltliche Einrichtung in den wichtigen Bereichen der Volksversorgung wie Schulbildung, Spitäler und Wohlfahrt. Für den Großteil der Geschichte Österreichs wandten sich die Menschen in Notlagen an kirchliche Einrichtungen, die wiederum meist mit Klöstern verknüpft waren. Von der Klosterschule bis zur Universität wurden Österreicher durch Ordensmänner ausgebildet, vom Waisenhaus bis zum Sterbebett von Nonnen betreut.

 

Weil die Stifte so uralt, so gut etabliert und so sichtbar sind, besteht auch die Gefahr, dass der Wert des Klosters als „Spirituelles Zentrum" von der einheimischen Bevölkerung zu wenig gesehen wird. Wer die Kirchenlage in anderen Ländern kennt, wo es nur wenige Klöster gibt und sie als spirituelle Sensation gelten, der weiß: die österreichischen Stifte sind für manche Bewohner dieses Landes zu selbstverständlich geworden.

 

Die Stifte sind lebendige Geschichte, redende Steine. Österreichs kulturelle Identität ist in den Klöstern beherbergt, vor allem in den Klosterbauten an sich, aber auch durch die Gegenstände, die in den Klöstern andächtig aufbewahrt werden. Es waren die berühmten Attraktionen für hunderte von Generationen von Besuchern und Betern: Das Grab des hl. Rupert (dem Wegbereiter zur Gründung des Salzburger Bistums) im Stift St. Peter, der Tassilo-Kelch (780 gestiftet) im Stift Kremsmünster, das Kolomann-Grab in Melk, die Schädelreliquie des hl. Leopold in Klosterneuburg, die Babenberger-Grablege in Heiligenkreuz. Eine Aufzählung der erstklassigen Kunstschätze, die in Österreichs Stiften beherbergt sind, würde mehrere Bände füllen.

 

Dabei haben sich die Stifte nicht nur um museale Aufbewahrung von Kunst bemüht, sondern durch aktive Förderung neue sakrale Kunst hervorgebracht. Das wusste Anton Bruckner sehr wohl, denn der mittellose Dorflehrersohn wurde von seiner Mutter 1837 als Sängerknabe in das Stift St. Florian gebracht und wuchs zum großen Komponisten heran. Ohne St. Florian wäre seine musikalische Karriere nie möglich gewesen, darum äußerte er in seinem Testament seinen letzten Wunsch: unter der Orgel in der Stiftskirche begraben zu werden. Jedes Stift hat seinen Anton Bruckner, auch wenn in den meisten Fällen die Außenwelt wenig davon weiß.

 

Oft sind vorbildliche Hirten der Kirche in Österreich aus den Stiften hervorgegangen. Stellvertretend für viele sollte man Anton Wolfradt erwähnen, den Mönch von Heiligenkreuz, der als Bischof die Diözese Wien durch krisenhafte Zeiten der Kirchenspaltung (1631-1639) geführt hat. In Salzburg gab es Franz Eder, den ehemaligen Abt des Stiftes Sankt Peter und von 1876 bis 1890 Erzbischof von Salzburg. Friedrich Piffl war zuerst Propst von Klosterneuburg und dann von 1913 bis 1932 Kardinal Erzbischof von Wien; er leitete die Erzdiözese durch den Ersten Weltkrieg, den Niedergang der Monarchie und die Weltwirtschaftskrise. Stiftsmitglieder auf Bischofssitzen gibt es bis in unsere Zeit: Maximilian Aichern, Mönch des Stiftes St. Lambrecht in der Steiermark, war von 1981 bis 2005 Bischof von Linz. Der Dominikanerorden - streng genommen ein Bettelorden und daher ohne Stifte - hat den jetzigen Kardinal Erzbischof von Wien, Dr. Christoph Schönborn, hervorgebracht. Damit sind nur einige wenige Mönche genannt, die der Kirche als Bischöfe dienten und dienen.

 

Heute setzen Österreichs Stifte ihre reiche Tradition fort. Als Zeichen der Anerkennung und Dankbarkeit wird der Heilige Vater während seines Österreich-Aufenthaltes eines besuchen, das auf der Via Sacra von Wien nach Mariazell liegt: das Zisterzienserstift Heiligenkreuz. Das Stift ist in seinen Aufgabefeldern ganz typisch. Die Zisterzienser widmen sich in erster Linie dem feierlichen Chorgebet und der würdigen Feier der Hl. Messe. Ebenso sorgt Heiligenkreuz für die pastorale Versorgung seiner 18 inkorporierten Pfarreien. Der Bildungsauftrag, den Österreichs Klöster seit einem Jahrtausend erfüllen, findet in Heiligenkreuz in der Form der Priesterausbildung an der "Päpstlichen Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz" statt.

 

Die Lage der Kirche am Anfang des 21. Jahrhunderts ist einerseits ganz anders als in den diversen Epochen seit dem 8. Jahrhundert, als die ersten Klöster im heutigen Österreich gegründet wurden, aber einiges ist doch konstant geblieben. Die Neuevangelisierung Europas wird - so wie damals - durch die gebildete theologische Tradition, das gesammelte Gebet und die geheiligte Arbeit stattfinden. Und wie schlagen die Mönche die Brücke von Klausur zur Außenwelt? Zunehmend durch ihre Präsenz im Internet. Alle Klöster sind im Netz repräsentiert und ihre Gastmeister und Jugendseelsorger haben heute mehr E-Mail-Anfragen zu beantworten, als je zuvor.

 

 

P. Dr. Alkuin Schachenmayr O.Cist.

Stift Heiligenkreuz

 

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Dokumentation des Papstbesuchs erschienen

In der Schriftenreihe "Die Österreichischen Bischöfe" erschien soeben die Dokumentation "Papst Benedikt XVI. in Österreich"

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Papst Benedikt XVI. schreibt an die Leser der Österreichischen Kirchenzeitungen


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