Druckansicht - Donnerstag 16. Dezember 2010
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Situation der Erzdiözese Wien

 

ZUSAMMENFASSUNG

 

In der Erzdiözese Wien leben rund 1,4 Millionen Katholiken. Die größte Diözese des Landes umfasst zwei sehr unterschiedliche Gebiete: einerseits die Stadt Wien, die einzige Millionenstadt Österreichs, die auch auf Grund ihrer kulturellen und politischen Geschichte eine besondere pastorale Herausforderung darstellt. Andererseits die Osthälfte des Bundeslandes Niederösterreich, die zum Teil noch stark von der katholischen Tradition geprägt ist. In der Stadt Wien ist heute nur mehr die Hälfte der Bevölkerung katholisch, 26 Prozent sind ohne religiöses Bekenntnis. In dieser pluralistischen und multireligiösen Situation stellt sich nicht nur die Herausforderung des hohen Anteils der Nichtkatholiken, es geht auch um die Zuwendung zu den "Alten" und zu den "Jungen". Im niederösterreichischen Anteil der Diözese gehören 80 Prozent der Menschen der katholischen Kirche an. Der dramatische gesellschaftliche Wandel ist aber auch hier zu spüren. Ihren Weg in die Zukunft geht die Erzdiözese Wien mit Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn im Bemühen, eine "missionarische Kirche" zu sein. Der persönliche Einsatz vieler Christen wird mit Initiativen wie der "Stadtmission" (die nach Wiener Vorbild auch in Paris, Lissabon, Brüssel und Budapest fortgesetzt wurde) oder der erfolgreichen "Langen Nacht der Kirchen" verstärkt. Vieles, was auch heute das kirchliche Leben prägt, ist mit dem Erbe des 2004 verstorbenen Alterzbischofs, Kardinal Franz König, verbunden: Dazu gehören das gute ökumenische Klima, der Einsatz für die Kirchen im benachbarten Ost- und Ostmitteleuropa sowie das Engagement für eine "Kultur des Lebens", die sich auf das menschliche Leben von seinem Beginn bis zum natürlichen Ende bezieht. Das Netz der Seelsorge bilden die 660 Pfarrgemeinden der Diözese. Gemeinsam mit 1.600 Priestern, Diakonen und Pastoralassistent(inn)en sind die 6.500 Mitglieder in den Pfarrgemeinderäten "Triebfedern" kirchlichen Lebens. Weitere 8.000 fast zur Gänze ehrenamtliche Mitarbeiter(innen) sind in unterschiedlichsten Bereichen von der Kinder-, Jugend- und Familienpastoral über die Kranken- und Behindertenseelsorge bis hin zur Universitäts- und Tourismusseelsorge für die Menschen da. Charakteristisch für die Erzdiözese sind auch die 30 anderssprachigen Gemeinden, in denen Katholiken aus der ganzen Welt in Wien eine "geistliche Heimat" finden. Über 3.000 Caritas-Mitarbeiter(innen) leisten täglich konkrete Hilfe für Menschen in Not und verleihen der Caritas der Erzdiözese Wien eine starke Stimme in der sozialen Diskussion. In Wien und Niederösterreich ist die Kirche auch eine der wichtigsten Trägerinnen von Bildungseinrichtungen. Das zeigt sich im Einsatz für den Religionsunterricht - 2.000 Religionslehrer(innen) unterrichten 180.000 Schüler(innen) - oder in der Führung zahlreicher eigener Kindergärten und Schulen, die von 35.000 Kindern und Jugendlichen besucht werden. Zudem nutzen jährlich 170.000 Menschen das große Aus- und Fortbildungsangebot kirchlicher Einrichtungen in der Erwachsenenbildung.

 

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Die Erzdiözese Wien ist die größte Diözese Österreichs, aber auch eine der großen Diözesen Europas. Sie umfasst das Bundesland Wien und die Osthälfte des Bundeslandes Niederösterreich. Auf einer Fläche von rund 9.100 Quadratkilometern leben 2,5 Millionen Menschen, davon 1,4 Millionen Katholiken.

 

In soziologischer, kultureller und pastoraler Hinsicht ist die Diözese sehr uneinheitlich. Daher wurde bei der Diözesansynode von 1969/71 eine Gliederung in drei territoriale Vikariate durchgeführt: Vikariat Wien-Stadt (identisch mit dem Bundesland Wien), Vikariat Unter dem Manhartsberg (Anteil am Bundesland Niederösterreich nördlich der Donau), Vikariat Unter dem Wienerwald (Anteil am Bundesland Niederösterreich südlich der Donau).

 

Während im Vikariat Wien-Stadt die rund 750.000 Katholiken in nur 175 Pfarren leben, gibt es im Vikariat Unter dem Wienerwald 210 Pfarren mit 354.497 Katholiken, im Vikariat Unter dem Manhartsberg 275 Pfarren mit 248.855 Katholiken. Die vielen kleinen Pfarren in den ländlichen Gebieten bedeuten in personeller und administrativer Sicht vor allem bei einer geringer werdenden Zahl von Priestern eine Herausforderung. Viele dieser Pfarren können keinen eigenen Pfarrer mehr bekommen, sondern müssen von einem Nachbarpfarrer mitbetreut werden.

 

Der Alltag in den beiden ländlichen Vikariaten ist durchaus stärker durch christliche Traditionen geprägt; an diese Traditionen kann in der Pastoral angeknüpft werden, aber auch das ist mittlerweile nicht immer ganz leicht. Zudem sind Teilbereiche der beiden Vikariate ganz städtisch strukturiert (etwa das Vikariat Unter dem Wienerwald von der südlichen Wiener Stadtgrenze bis Wiener Neustadt, aber auch im Vikariat Unter dem Manhartsberg gibt es solche städtisch strukturierte "Inseln").

 

Die wirtschaftliche Situation in den beiden ländlichen Vikariaten ist geprägt durch die Tatsache, dass viele Menschen zur Arbeit nach Wien pendeln müssen - was auch seelsorgliche Auswirkungen hat.

 

Auch im Vikariat Unter dem Manhartsberg, einem ursprünglich ganz bäuerlich geprägten Gebiet, sind nur noch vier Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Insbesondere in der Stadt Wien - die einzige Millionenstadt in Österreich mit einer großen kulturellen, aber auch einer vielfältigen politischen Tradition - ist die pastorale Situation von ähnlichen Erscheinungen geprägt wie in anderen Teilen Westeuropas und Nordamerikas: Rückgang der religiösen Praxis (in der ganzen Erzdiözese wird der Anteil der Gottesdienstbesucher auf elf Prozent geschätzt), relativ wenige Priester- und Ordensberufungen, niedrige Geburtenrate (wenngleich sie in Wien in bestimmten Abschnitten des 20. Jahrhunderts noch niedriger war), Probleme mit der Integration von neuen Zuwanderern usw. Die Größe der Pfarren, die Anonymität der Großstadt, die Fluktuation und Mobilität der Menschen sind Gegebenheiten, auf die die Kirche in Wien in besonderer Weise zu reagieren hat.

 

Dazu kommt, dass es in Österreich - wie auch sonst im deutschsprachigen Mitteleuropa - eine in der Weltkirche einmalige Ausnahmeerscheinung gibt: die Möglichkeit des Kirchenaustritts vor einer staatlichen Stelle. Katholiken, die diesen Schritt setzen, gelten als konfessionslos. Ihre Zahl beträgt in der Stadt Wien derzeit rund 400.000. Durch die Migrationsbewegung der letzten Jahrzehnte gibt es jetzt in Wien auch große Gruppen von orthodoxen und altorientalischen Christen, von Muslimen und von Aleviten. Ein großer Teil der Zuwanderer (vor allem jene aus Ostmittel- und Osteuropa, aus Südasien und aus Schwarzafrika) ist aber katholisch. Daher haben sich in letzter Zeit in Wien die anderssprachigen kirchlichen Gemeinden stark entwickelt, die durch ihre Vitalität in der Kirche die Rolle von "Frischzellen" (so Kardinal Christoph Schönborn) spielen. Obwohl auch in Wien viel über Immigrationsprobleme diskutiert wird - bis in den kirchlichen Bereich hinein -, muss man sich vor Augen halten, dass Wien als Metropole eines großen multinationalen Staates seit jeher eine Stadt der Immigration war.

 

Es genügt ein Blick in das Wiener Telefonbuch, um sich dieser Tatsache bewusst zu werden. Und es ist auch daran zu erinnern, dass bis 1938 mehr als zehn Prozent der damaligen Bevölkerung konfessionell der Israelitischen Kultusgemeinde angehörten. In der völlig veränderten Situation von heute geht es in erster Linie darum, den Menschen in glaubwürdiger Weise das Evangelium zu bringen.

 

Sie suchen nach Antwort auf die Grundfragen nach woher, wohin und wozu des Lebens. Die Kirche ist berufen, ihnen die Antwort des Evangeliums anzubieten. Im Zeitalter der Globalisierung steht die Kirche neuerlich vor der Aufgabe, wie in den ersten christlichen Jahrhunderten den Menschen in einer multikulturellen und multireligiösen, aber auch von Skepsis gekennzeichneten Situation die Botschaft Jesu anzubieten.

 

Sicher braucht es dafür Mut und die Bereitschaft, neue Wege zu beschreiten. Es gibt die Versuchung, im Kreis der Gleichgesinnten zu verbleiben und sich mit der seelsorglichen Zuwendung zu denen zu begnügen, die "ohnehin da sind". Auch darum hat der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, das Wort "Mission" zu einem Zentralbegriff des kirchlichen Lebens in der Erzdiözese Wien gemacht und Gremien wie den Priesterrat und den Pastoralrat beauftragt, sich intensiv für dieses Anliegen einzusetzen. Denn eine Kirche, die nicht missionarisch ist, die nicht Menschen für Jesus Christus, für das Evangelium, gewinnen und begeistern will, verrät ihre Grundaufgabe. In der Erzdiözese Wien sind in den letzten Jahren viele missionarische Initiativen vorangetrieben worden: das Symposion Großstadtseelsorge (im Jahr 2002), die große Stadtmission mit dem angeschlossenen Internationalen Kongress für eine neue Evangelisierung im Jahr 2003; diese Stadtmission war Ausgangspunkt für ähnliche Initiativen in Paris, Lissabon, Brüssel und Budapest, der Mitteleuropäische Katholikentag (im Jahr 2004).

 

Große Beachtung in der Öffentlichkeit fanden aber auch die "Lange Nacht der Kirchen" (die alljährlich seit 2005 im Frühjahr begangen wird), die Aktion zum Tag des Heiligen Valentin, die Präsenz der Kirche bei den Stadtfesten der beiden großen politischen Parteien, die Besuchsaktionen mehrerer Wiener Pfarrgemeinden bei allen Haushalten im Pfarrgebiet usw.

 

Von besonderer Bedeutung ist auch die vielfache Aktivität der Caritas der Erzdiözese Wien in allen Bereichen, wo es nach dem Bild des Barmherzigen Samariters darum geht, sich der Armen, Vergessenen und an den Rand Gedrängten anzunehmen. Ebenso sind die katholischen Schulen, die Kindergärten in den Pfarren, die Kategoriale Seelsorge, die Erwachsenenbildung, die Kinder- und Jugendarbeit wichtige pastorale Schwerpunkte in der Erzdiözese Wien.

 

All dies ist aber nur möglich, weil die ordentliche Seelsorge mit dem Netz der Pfarrgemeinden gut organisiert ist und gut funktioniert. In der Erzdiözese Wien gibt es insgesamt 660 Pfarrgemeinden. 741 Priester stehen im unmittelbaren Seelsorgsdienst der Erzdiözese Wien. Insgesamt leben und wirken in der Erzdiözese 1.118 Diözesan- und Ordenspriester. Es gibt in der Erzdiözese Wien 160 Diakone, von denen die meisten ehrenamtlich tätig sind. Wie in anderen deutschsprachigen Ländern gibt es auch in der Erzdiözese Wien eine relativ große Anzahl von hauptamtlichen Laienmitarbeitern, so 262 Pastoralassistenten, 710 Pfarrangestellte, rund 2.000 Religionslehrer, rund 3.300 Caritasmitarbeiter. Einen wichtigen Beitrag leisten auch die rund 6.500 ehrenamtlich tätigen Mitglieder der Pfarrgemeinderäte, aber auch die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter der verschiedenen Laienvereinigungen von der Katholischen Aktion bis zu den neueren spirituellen Bewegungen.

 

Die Pfarren sind unterschiedlich groß; vor allem im Vikariat Unter dem Manhartsberg und im südlichen Teil des Vikariats Unter dem Wienerwald gibt es viele kleine Pfarrgemeinden aus der Zeit Josephs II., die oft nur 150 bis 300 Einwohner haben. Aus diesem Grund gibt es bereits seit vielen Jahren in der Erzdiözese Wien die Einrichtung von Pfarrverbänden.

 

Ein Priester trägt dann die pastorale Verantwortung für mehrere Pfarrgemeinden, die aber rechtlich selbständig bleiben. In der Seelsorge unterstützt ihn ein Team von Mitarbeitern. Das pastorale Handeln wird über die einzelnen Gemeindegrenzen hinaus entwickelt, unter der Berücksichtigung der Grundsätze von Subsidiarität und Solidarität. Insgesamt ist Kooperation in der Pastoral in allen drei Vikariaten immer wieder ein Thema und in laufender Bearbeitung.

 

Zum Unterschied von vielen großen Diözesen im Westen und in der Mitte Europas würde es in der Erzdiözese Wien nicht in Frage kommen, dass Gotteshäuser "aufgegeben" und irgendwelchen anderen Zwecken zugeführt werden. Eine solche Vorgangsweise würde auch von der öffentlichen Meinung in keiner Weise akzeptiert, die in Österreich trotz aller Säkularisierungsschübe nach wie vor deutlich spiegelt, dass es sich um ein Land mit einer starken katholischen Tradition handelt.

 

Freilich gibt es auch in der Erzdiözese Wien - wie in anderen Teilen des deutschsprachigen Mitteleuropa - einen gewissen "finanziellen Druck". Die katholische Kirche in Österreich finanziert sich durch das Kirchenbeitragssystem. Dieses System beruht auf der solidarischen Aufbringung der Mittel für die Kirche durch die Katholiken, wobei jeder nach seiner finanziellen Leistungsfähigkeit beiträgt. Die Verpflichtung zur Leistung des Kirchenbeitrags wird auch vom Staat anerkannt; sie erlischt erst, wenn ein Katholik seinen "Austritt aus der Kirche" vor der staatlichen Behörde erklärt.

 

Mehr als 85 Prozent des Budgets der Erzdiözese Wien kommen aus dem Kirchenbeitrag. Die Altersstruktur, die Austrittsbewegung und andere Faktoren haben dazu geführt, dass in Wien die Einnahmen aus dem Kirchenbeitrag praktisch stagnieren, während die Kosten steigen. Auch deswegen war es notwendig, 1999 den Organisationsentwicklungsvorgang "Kirche für Zukunft" in die Wege zu leiten. Ziel dieses Vorgangs ist es, die vorhandenen Mittel so einzusetzen, dass einerseits keine dramatischen Einschnitte im pastoralen Bereich erfolgen müssen, andererseits aber Spielraum für notwendige kirchliche Initiativen angesichts neuer gesellschaftlicher Entwicklungen bleibt.

 

Durch konkrete Einsparungen im Bereich der Sach- und Personalausgaben (aber ohne Kündigungen!) und durch das Bemühen um die Erschließung ergänzender Finanzierungsmöglichkeiten war es möglich, den Haushalt der Erzdiözese Wien in den bisherigen Jahren ausgeglichen zu gestalten.

 

Am Beginn des Organisationsentwicklungsvorgangs standen aber nicht nur finanzielle Überlegungen, sondern vor allem die Frage nach den pastoralen Prioritäten: Was ist vorrangig unter den vielfältigen Arbeitsbereichen in der Erzdiözese Wien? In welche Richtung soll es Weiterentwicklung geben? Wofür sollen die vorhandenen Kräfte gebündelt werden?

 

Diese Fragen führten zu einem intensiven Bemühen, pastorale Prioritäten zu formulieren, die für die Arbeit in diesem Vorgang nach wie vor Orientierungshilfen sind. Sie knüpfen an das Leitbild für die Erzdiözese Wien an, das Kardinal Schönborn am 1. Oktober 1999 veröffentlicht hat. Mittlerweile wurden im Rahmen von "Kirche für Zukunft" zahlreiche Projekte konzipiert und umgesetzt, so die Umstrukturierung der vier pastoralen Bereiche Pastoralamt, Kategoriale Seelsorge, Erwachsenenbildung, Katholische Aktion/Laienapostolat.

 

Der realistische Blick auf die Situation der Erzdiözese Wien führt immer wieder zu der Frage, wie der Weg konkret weiter gehen soll. Vieles lässt uns dankbar inne halten und feststellen, dass Gott selber mit seinem Segen am Werk ist. Manches macht Sorge und stellt eine entsprechende Herausforderung dar. Im Ganzen gesehen vertrauen wir in all unseren Bemühungen auf die Führung des Herrn der Kirche und darauf, dass das Evangelium die Kraft hat, die Herzen auch der Menschen von heute in einer säkularisierten Welt zu bewegen.

 

 

Msgr. Mag. Franz Schuster

Generalvikar der Erzdiözese Wien

 

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In der Schriftenreihe "Die Österreichischen Bischöfe" erschien soeben die Dokumentation "Papst Benedikt XVI. in Österreich"

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