Begrüßungsworte des Österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer
Eure Heiligkeit!
Herzlich willkommen in Österreich. Mit großer Freude darf ich Eure Heiligkeit und Ihre Begleitung, mit dem Herrn Kardinal-Staatssekretär an der Spitze, in unserem schönen Land begrüßen.
Sie sind nahe zur österreichischen Grenze geboren und aufgewachsen. Sie haben verwandtschaftliche Beziehungen zu Österreich. Sie sprechen unsere Muttersprache und kennen unser Land von früheren Besuchen.
Sie haben die Einladung der Republik Österreich, die ich Ihnen im vergangenen Jahr überreicht habe, und die Einladung der Österreichischen Bischofskonferenz angenommen. Ihr Besuch ehrt uns und freut uns.
Die Anwesenheit führender Persönlichkeiten unseres Landes mit dem Herrn Bundeskanzler und dem Herrn Vizekanzler an der Spitze und die Anwesenheit führender Persönlichkeiten der Katholischen Kirche mit Herrn Kardinal Dr. Schönborn an der Spitze unterstreicht dies. Ich bin überzeugt, dass auch der weitere Verlauf Ihres Besuches dies beweisen wird.
Staat und Kirche haben jedenfalls intensiv und harmonisch zusammengearbeitet, um Ihren Besuch vorzubereiten und erfolgreich zu machen. Schlechtes Wetter kann uns daran in keiner Weise hindern. Wir werden es durch noch größere Anstrengungen, den Besuch erfolgreich zu machen, kompensieren.
Eure Heiligkeit!
Österreich ist ein Land mit einer langen, eindrucksvollen und ereignisreichen Geschichte. Es hat zur Entwicklung Europas, zur Entwicklung von Wissenschaft und Kunst in Europa, aber auch zum europäischen Gesellschaftsmodell wichtige Beiträge geleistet. Darauf sind wir stolz - ohne zu vergessen, dass wir auch dunkle Stunden in unserer Geschichte einbekennen müssen.
Dank der gemeinsamen Bemühungen der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes ist das Österreich von heute, das Sie soeben - zum ersten Mal seit Ihrer Wahl zum Oberhaupt der Katholischen Kirche - betreten haben, ein demokratisches und friedliebendes Land, das sich auch wirtschaftlich und sozial gut entwickelt. Ein Land, das mit Zuversicht in die Zukunft blickt.
Wir betrachten die Erhaltung des Friedens zwischen den Völkern und zwischen den Menschen als eines der wichtigsten Ziele - vielleicht sogar als das wichtigste Ziel - der Politik. Wir unterstützen die Arbeit der Vereinten Nationen und bekennen uns zu unteilbaren und unveräußerlichen Menschenrechten.
Im Zentrum Europas gelegen versuchen wir unsere Verantwortung für das gemeinsame Europa wahrzunehmen. Zu unserem verfassungsrechtlich verankerten Verständnis von Freiheit zählt auch die Freiheit der Religionsausübung. Daher bekennen wir uns zum Grundsatz des friedlichen Zusammenlebens der gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaften und zur Bereitschaft zum Dialog.
Ich darf die Begrüßung Eurer Heiligkeit zum Anlass nehmen, um abschließend darauf hinzuweisen, dass es zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Österreich völkerrechtliche Vereinbarungen gibt, die sich bewährt haben, die in Österreich unbestritten sind und die auch in Zukunft zu den verlässlichen Grundlagen in den Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Österreich zählen werden.
In diesem Sinn darf ich Eure Heiligkeit und die Persönlichkeiten in Ihrer Begleitung nochmals auf das Herzlichste willkommen heißen. Es ist mein aufrichtiger Wunsch und der Wunsch von uns allen, dass Ihr Besuch im Zeichen freundschaftlicher und vertrauensvoller Begegnungen stehen möge und reiche Früchte trägt.
Wir laden Sie ein, Österreich während Ihres Aufenthaltes als Ihre zweite Heimat zu betrachten.