Männerorden in Österreich
ZUSAMMENFASSUNG
In Österreich gibt es derzeit 85 selbstständige männliche Ordensgemeinschaften (Provinzen und Abteien) mit 31 Stiften und 285 klösterlichen Niederlassungen. 2.500 Ordensmänner, darunter 417 Ordensbrüder, 176 Kleriker-Studenten und 34 Novizen leben in den verschienen Orden und Gemeinschaften. Die Arbeitsfelder der Orden in Österreich sind so vielfältig wie das kirchliche Leben: Pfarrseelsorge, Jugendarbeit, Schulunterricht, Bildungsarbeit, Dienste im Krankenhaus, in der Sozialarbeit und in der Mission. Die Stifte haben die rechtliche und pastorale Verantwortung für 422 „inkorporierte" Pfarren. Weitere 190 Pfarren sind Ordensgemeinschaften anvertraut, so dass rund 40 Prozent aller Pfarren in Österreich von Ordenspriestern betreut werden. Allein sechs Bischöfe im österreichischen Episkopat kommen aus den Ordensgemeinschaften. Das Bild der Kirche von Österreich wird durch die Präsenz der Ordensgemeinschaften entscheidend geprägt.
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Derzeit sind neben einigen kleinen diözesanen Gemeinschaften in Österreich 85 selbstständige männliche Ordensgemeinschaften (Provinzen und Abteien) mit 31 Stiften und 285 klösterlichen Niederlassungen vertreten. Zusammengefasst sind sie in der 1959 gegründeten Superiorenkonferenz der männlichen Orden Österreichs (www.superiorenkonferenz.at), die auch die Zusammenarbeit mit den Frauenorden koordiniert.
Die Arbeitsfelder der Orden in Österreich sind so vielfältig wie das kirchliche Leben: Pfarrseelsorge, Jugendarbeit, Schulunterricht, Bildungsarbeit, Dienste im Krankenhaus, in der Sozialarbeit und in der Mission. Die Stifte haben die rechtliche und pastorale Verantwortung für 422 „inkorporierte" Pfarren. Weitere 190 Pfarren sind Ordensgemeinschaften anvertraut, so dass rund 40 Prozent aller Pfarren in Österreich von Ordenspriestern betreut werden. Allein sechs Bischöfe im österreichischen Episkopat kommen aus den Ordensgemeinschaften. Das Bild der Kirche von Österreich wird durch die Präsenz der Ordensgemeinschaften entscheidend geprägt. In allen Bereichen liegen große Aufgaben und große Chancen, um die sich zurzeit in Österreich rund 2.500 Ordensmänner mühen, darunter 417 Ordensbrüder, 176 Kleriker-Studenten und 34 Novizen.
Aufgabengebiete und Herausforderungen
Die historisch gewachsene Verflechtung mit pfarrlichen und wirtschaftlichen Aufgaben begründen eine starke Verankerung vor allem der monastisch geprägten Orden im kirchlichen und gesellschaftlichen Leben Österreichs. Nach wie vor wirkt diese Lebensform anziehend auf junge Menschen. So vermeldet das Zisterzienserkloster Heiligenkreuz im Wienerwald mit 78 Mitgliedern einen Höchststand seit 200 Jahren. In Bochum-Stiepel entstand 1988 eine Tochtergründung. Auch andere österreichische Stifte haben in den letzten Jahrzehnten Neugründungen außerhalb Österreichs gewagt, vor allem nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in Osteuropa. In der Erzdiözese Wien selbst haben sich in den letzten 20 Jahren rund 20 verschiedene meist neu gegründete Ordensgemeinschaften niedergelassen.
Die Orden mit Schwerpunkten in Bildungs- und Erziehungswesen wie Universität, Bildungshäuser, Gymnasien, Internate stehen hingegen vor wirtschaftlichen und personellen Problemen. Die Männerorden in Österreich unterhalten 17 Bildungshäuser. Derzeit besuchen in Österreich rund 65.000 Schülerinnen und Schüler eine der 324 katholischen Schulen, die überwiegend von Orden geleitet werden. Um ihrer Sendung und Berufung auch unter den erschwerten Umständen eine Zukunft zu sichern, suchen sie nach alternativen Trägerformen. Hinzu kommt, dass die Zahlen der Schüler an katholischen Privatschulen, trotz generell sinkender Kinderzahl steigen und manche Schulen Höchstzahlen melden.
1993 wurde im Rahmen der Superiorenkonferenz die „Vereinigung von Ordenschulen" gegründet. Ihr gehören zurzeit 16 Schulen an. Die erste Schule, die 1994 übernommen wurde, war das Kollegium Kalksburg am südlichen Stadtrand von Wien.
Auf Seiten der Männerorden wird der unmittelbare Krankendienst fast ausschließlich durch die Brüder des Hospitalordens der Barmherzigen Brüder ausgeübt. Die 23 Brüder in Österreich unterhalten zusammen mit 4.400 Angestellten zehn Gesundheitseinrichtungen mit jährlich über 100.000 stationären Aufenthalten. Grundsätzlich kämpfen die in der Arbeitsgemeinschaft Ordensspitäler vertretenen Krankenhausträger freilich um ihre Existenz. Mit rund 20 Prozent aller Spitalsbetten Österreichs erfüllen sie einen unverzichtbaren öffentlichen Auftrag und haben eine hohe gesellschaftliche Anerkennung. Dennoch erhalten sie für die von ihnen erbrachten Leistungen nach wie vor eine geringere Abgeltung und müssen jährlich Millionenbeiträge zuschießen, während bei den öffentlich-rechtlichen Krankenanstalten der Abgang vom der öffentlichen Hand gedeckt wird. Seit Jahren fordern die Orden - vergeblich - eine leistungsgerechte Finanzierung für ihre Spitäler (www.ordenspitaeler.at).
Auch die Missionsorden sind heute großen Herausforderungen ausgesetzt. Noch immer arbeiten 187 Missionare aus Österreich in der Dritten Welt. Große materielle Hilfeleistungen seitens der Orden tragen den kirchlichen Aufbau in den Ländern des Südens und seit 1989 auch in den osteuropäischen Ländern wesentlich mit. Die geringen Zahlen an neuen Berufungen und wachsende Aufgaben in Österreich machen es kaum noch möglich, Missionare in die Dritte Welt zu entsenden. Andererseits schaffen es neue Initiativen wie der von den Salesianern Don Boscos gegründete Verein „Jugend Eine Welt", junge Menschen zu einem Missions- und Sozialeinsatz in anderen Ländern zu begeistern. In den zehn Jahren seines Bestehens hat dieser Verein über 450 Projekte unterstützt und rund 250 junge Menschen bei einem Auslandseinsatz begleitet.
Auch die Jugendarbeit ist in Österreich ein Schwerpunkt der Ordensgemeinschaften. Die Anforderungen kommen nach wie vor aus den bisher betreuten Arbeitsfeldern wie Schulen, Internate, Lehrlingsheime und Pfarrgemeinden. Zu dem jährlich stattfindenden „Herzogenburger Kindersommer" werden regelmäßig 15.000 bis 18.000 Kinder erwartet. Eine besondere Sensibilität für das franziskanische Ideal zeigt sich vor allem bei jungen Menschen. Es ist gerade eine Herausforderung für die Orden, die von diesem Charisma geprägt sind und daraus leben wie die Franziskaner, Kapuziner und Minoriten.
Mit Initiativen wie "Kloster auf Zeit", "Urlaub im Kloster", Wanderexerzitien, Klostermärkten u. ä. versuchen die Orden, verstärkt auf ihr spirituelles Angebot aufmerksam zu machen und suchenden und rastlosen Menschen „Orte der Ruhe und geistlichen Tiefe" anzubieten. Dazu zählt auch die 1992 gegründete höchst erfolgreiche Tourismus-Initiative „Klösterreich", in der 21 Klöster und Stifte auch über Österreichs Grenzen hinaus zusammenarbeiten, den Blick hinter die Klostermauern erlauben und und "Erlebnisse für Leib und Seele" anbieten (www.kloesterreich.at).
Perspektiven für morgen
Angesichts der sinkenden Eintrittszahlen und des wachsenden Unverständnisses für die klösterliche Lebensform haben die Orden in Österreich ihre Öffentlichkeitsarbeit verstärkt. Aufsehen erregt hat im Frühjahr 2007 eine Serie großflächiger Plakate, die mit zum Nachdenken anregenden Sprüchen auf die besondere Lebensform der Orden aufmerksam machte und über die Internet-Adresse www.herrgottnocheinmal.at zum Gespräch einlud. Dem vorausgegangen war eine ganzjährige Kampagne in einer Wiener Tageszeitung, wo in wöchentlichen Inseraten auf die unverzichtbaren (und oft übersehenen) Leistungen der Orden für die österreichische Bevölkerung erinnert wurde.
Mit neuen pastoralen Initiativen wie Gesprächsangeboten, Beratungsangeboten, Stadtgebeten und anderen spirituellen Angeboten sowie mit sozialen Initiativen wie die Sorge um Strafentlassene, Obdachlose, Aidskranke oder Straßenkinder setzen die Orden in Österreich immer wieder wichtige Akzente, die in den festen Strukturen der Diözesen in dieser Form nicht möglich sind. Nicht zuletzt liegen die Stärken der Ordensgemeinschaften gerade in dieser pfarrübergreifenden Arbeit, ja weltweiten Vernetzung und dem damit verbundenen Austausch von Erfahrungen und personellen Ressourcen. Orden haben im Lauf der Geschichte immer Laien inspiriert und in ihrem Umfeld Laiengemeinschaften gegründet (Dritte Orden, Familiaren etc.), um ihr besonderes Charisma weiterzugeben. Die Zusammenarbeit mit Laien bedeutet für Orden auch künftig eine Notwendigkeit und zugleich eine dauernde Herausforderung.
Nach den Worten des Vorsitzenden der Superiorenkonferenz, Propst Maximilian Fürnsinn vom niederösterreichischen Stift Herzogenburg, erhoffen sich die Orden vom Besuch von Papst Benedikt XVI. in Österreich auch eine Ermutigung zum Ordensleben. Angesichts der wichtigen gesellschaftlichen Dienste der Orden in Österreich erinnert der Propst daran, dass das „Evangelium nicht nur zur kontemplativen Verarbeitung gedacht ist, sondern eine Botschaft zur Durchdringung der Welt". Es scheint, dass die Orden in Österreich da auf einem guten Weg sind.
P. Erhard Rauch SDS
Generalsekretär der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs