Der Platz Am Hof und die Mariensäule
ZUSAMMENFASSUNG
Papst Benedikt XVI. wird auf dem Wiener Platz „Am Hof" zur liturgischen Eröffnung seines Besuches in Österreich mit den Gläubigen zum gemeinsamen Gebet zusammentreffen. Benedikt XVI. wird dabei nicht nur einen der historisch bedeutendsten Plätze der Wiener Innenstadt betreten, sondern in den Spuren seiner Vorgänger wandeln: der Platz „Am Hof" kann auf eine lange päpstliche Tradition verweisen. Von 1630 bis 1913 befand sich dort die apostolische Nuntiatur, in der von 1668 bis 1671 Antonio Pignatelli, der spätere Papst Innozenz XII., wirkte. Im Jahr 1782 stattete Papst Pius VI. Wien einen mehrwöchigen Besuch ab. Am Ostersonntag, dem 31. März, spendete er vom Balkon der Kirche aus, der auf den Platz hinaus ragt, tausenden Gläubigen den Ostersegen und erteilte einen vollkommenen Ablass. Am 12. September 1983 traf Papst Johannes Paul II. „Am Hof" in Wien mit österreichischen Arbeitnehmern und Gastarbeitern zusammen. Die Begegnung stand im Zeichen der "tiefen Verbundenheit" des Papstes mit den arbeitenden Menschen. Die Mariensäule in der Mitte des Platzes besteht seit 1645. Die Bronzefigur der Maria Immaculata erhebt sich über einem quadratischen Sockel. Die vier gewappneten Putti (Knabenfiguren) unter der Marienfigur fechten siegreich gegen den Drachen (Hunger), den Löwen (Krieg), die Schlange (Unglauben) und den Basilisken (Pest). In ihrer jetzigen Form existiert die Säule seit 1667.
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Lange päpstliche Tradition
Am 7. September 2007 wird Papst Benedikt XVI. um 12.45 Uhr auf dem Wiener Platz Am Hof zur liturgischen Eröffnung seines Besuches in Österreich mit den Gläubigen zum gemeinsamen Gebet zusammentreffen. Benedikt XVI. wird dabei in den Spuren seiner Vorgänger wandeln, denn der Platz Am Hof kann auf eine lange päpstliche Tradition verweisen. So befand sich dort von 1630 bis 1913 die apostolische Nuntiatur, in der von 1668 bis 1671 Antonio Pignatelli, der spätere Papst Innozenz XII., wirkte.
Im Jahr 1782 stattete Papst Pius VI. Wien einen mehrwöchigen Besuch ab und zelebrierte u.a. am Ostersonntag, dem 31. März, ein feierliches Hochamt im Stephansdom. Im Anschluss daran war er, begleitet vom Wiener Erzbischof Kardinälen Christoph Migazzi und Kardinal Joseph Batthyany, in einem offenen sechsspännigen Wagen über den Hohen Markt zur Kirche Am Hof gefahren. Vom Balkon der Kirche aus, der auf den Platz hinaus ragt, spendete er den Tausenden Gläubigen den Ostersegen und erteilte einen vollkommenen Ablass.
Die Chroniken berichten, dass an jenem Ostersonntag 1782 der Platz am Hof schon frühmorgens dicht besetzt gewesen sein soll. Nach zeitgenössischen Berichten drängten sich dann gegen 15 Uhr, als der Papst am Balkon erschien, zigtausende Menschen auf dem Platz und in den umliegenden Gassen. Wie der Wiener Domarchivar Reinhard Gruber berichtet, waren die Behörden ob der vielen Menschen in der Stadt sogar besorgt, dass die Lebensmittel ausgehen würden.
Als der Papst zu beten begann, soll es auf dem Platz so still geworden sein, "dass man nur mehr das Schluchzen und Weinen der ergriffenen Menschen gehört hat", so Gruber unter Verweis auf zeitgenössische Quellen. Als Pius VI. dann die Hand erhob, um Segen und Ablass zu spenden, gab das auf der nahe gelegenen Freyung postierte Grenadierkommando eine Salve ab, worauf die auf den Wällen um die Stadt aufgestellten Kanonen abgefeuert wurden. Damit wurde allen Gläubigen innerhalb der Stadt wie auch in den Vorstädten das Zeichen zum Empfang des vollkommenen Ablasses gegeben.
Johannes Paul II.
Am 12. September 1983 traf Papst Johannes Paul II. Am Hof in Wien mit österreichischen Arbeitnehmern und Gastarbeitern zusammen. Die Begegnung stand im Zeichen der "tiefen Verbundenheit" des Papstes mit den arbeitenden Menschen. Für das Treffen war vor den Toren der Kirche eine Bühne aufgebaut worden, damit der Papst von allen Gläubigen gut gesehen werden konnte.
Johannes Paul II, wurde nicht nur vom damaligen "Sozialbischof" Maximilian Aichern und Vertretern der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB), sondern auch von Gastarbeitern aus Slowenien, Kroatien und Serbien begrüßt. Auch Flüchtlinge aus Vietnam und Immigranten aus Indien und den Philippinen sowie Christen aus der Türkei konnten dem Papst ihre Aufwartung machen. Johannes Paul II. sagte wörtlich: "Ich möchte euch zur Seite stehen und eure Hoffnungen, eure sorgen und Ängste teilen." Er betonte die Würde des Menschen, sprach das "Übel der Arbeitslosigkeit" an und rief die Menschen angesichts der Not in der Welt zu solidarischem Handeln auf. Viel Applaus erntete der Papst mit seinen abschließenden Grußworten auf Kroatisch, Slowenisch, Englisch und Türkisch.
Historisch bedeutender Platz
Der Platz Am Hof ist einer der historisch bedeutendsten Plätze der Wiener Innenstadt. Er befindet sich im ältesten Kern der Stadt in unmittelbarer Nachbarschaft der mittelalterlichen jüdischen Ghettos. Der Platz war bereits Teil des römischen Heereslagers Vindobona gewesen und im Frühmittelalter nicht besiedelt. Zwischen 1155 und etwa 1280 lag hier der Hof der Babenberger, den sich Heinrich Jasomirgott 1155/56 als Residenz erbaut hatte. Dieser Hof bestand aus einem Häuserkomplex um einen freien Platz, mit dem Wohnhaus des Herzogs als Mittelpunkt. Heinrich Jasomirgott und seine Gemahlin Theodora trafen hier 1165 Kaiser Friedrich Barbarossa, der sich auf dem dritten Kreuzzug ins Heilige Land befand.
Zwischen 1177 und 1194 fanden auf dem Platz Minnesang-Wettbewerbe statt, bei denen Sänger und Dichter wie Reinmar von Hagenau und dessen Schüler Walther von der Vogelweide auftraten. Ab dem 14. Jahrhundert wurde der Platz als Markt genutzt, später auch als Richtplatz. Die Habsburger übersiedelten schon um 1280 in den Schweizertrakt der damals noch viel kleineren Hofburg und überließen die Gebäude Am Hof der landesfürstlichen Münze.
Im Jahr 1365 wurden dann die Karmeliter provisorisch in der Münzstätte einquartiert. 1386 kam es zur offiziellen Schenkung durch Albrecht III., wobei der Platz erstmals "Am Hof" genannt wurde. Die Karmeliter errichteten anstelle der romanischen Münzhofkapelle eine dreischiffige gotische Klosterkirche. Der Bau wurde ca. 1420 abgeschlossen. Während der Reformation verfiel die Kirche. König Ferdinand I. übergab Kirche und angrenzendes Kloster 1554 dem Jesuitenorden. Im Jahr 1607 brannte die Kirche ab. Bei der Renovierung verlieh man dem gotischen Gebäude ein barockes Antlitz. 1662 wurde im Auftrag der Witwe Kaiser Ferdinands III. die monumentale Westfassade errichtet.
Mit ihrer vorgezogenen Eingangshalle, den Seitenflügeln und der breit gespannten Altane wirkt die Kirche "Zu den neun Chören der Engel" beinahe wie ein Palast. 1773 wurde der Jesuitenorden (vorübergehend) aufgehoben. Die Kirche wurde Garnisonskirche. Das Klostergebäude der Jesuiten war von 1783 bis 1913 Sitz des Hofkriegsrates und des Kriegsministeriums. Am 6. August 1806 verkündete vom Balkon der Kirche ein kaiserlicher Herold das Ende des Heiligen Römischen Reiches. Im Zuge der Revolution 1848 trug der Platz Am Hof kurzfristig den Namen "Volksplatz".
Die Mariensäule
Die Mariensäule in der Mitte des Platzes "Am Hof" besteht seit dem 17. Jahrhundert. Die Bronzefigur der Maria Immaculata erhebt sich über einem quadratischen Sockel. Die vier gewappneten Putti (Knabenfiguren) unter der Marienfigur fechten siegreich gegen den Drachen (Hunger), den Löwen (Krieg), die Schlange (Unglauben) und den Basilisken (Pest). Die barocke Mariensäule ist ein sichtbares Zeichen der marianisch geprägten Frömmigkeit in Österreich und mit der Einführung des Marienfeiertags Mariä Empfängnis am 8. Dezember in Österreich verbunden. Kaiser Ferdinand III. hatte 1645 in einer Stunde äußerster Bedrängnis im 30-jährigen Krieg gelobt, das Fest Mariä Empfängnis im ganzen Land einzuführen und auf einem öffentlichen Platz in Wien ein Standbild der Immaculata aufzustellen. Tatsächlich blieb Wien vor einer Erstürmung verschont und der Kaiser löste sein Versprechen ein: Am 18. Mai 1647 zog eine große Prozession von der Augustinerkirche zum Platz "Am Hof", wo die Mariensäule aufgestellt wurde. Die ursprüngliche Säule aus Marmor wurde 1667 wurde nach Schloss Wernstein in Oberösterreich gebracht und durch eine Bronzekopie ersetzt.