Das Zisterzienserstift Heiligenkreuz im Wienerwald
ZUSAMMENFASSUNG
Das Zisterzienserkloster Heiligenkreuz wurde vor 874 Jahren durch den Hl. Leopold von Österreich auf Anregung seines Sohnes Otto von Freising gegründet. Auf der Via Sacra Austriaca, dem Mariazeller Pilgerweg, gelegen, ist es eines von 30 österreichischen Stiften. Insgesamt gehören 78 Mitbrüder dem Kloster an, davon 46 Priester. Die Ordensbrüder betreut 19 Pfarren in drei Diözesen. Durch die erstaunlich gute Nachwuchssituation ist es möglich, ein Kloster in Bochum-Stiepel/Dtld. mit Mönchen aus Heiligenkreuz zu besiedeln sowie ein Gründungsprojekt in Sri Lanka zu verfolgen. Seit dem Jahr 1802 betreibt das Stift Heiligenkreuz eine Philosophisch-Theologische Hochschule, deren Profil bis heute auf die Priesterausbildung ausgerichtet ist. Derzeit werden 160 internationale Studenten von ungefähr 40 Professoren unterrichtet. Im Jahr 2007 wurde die Hochschule von Papst Benedikt XVI. in den Rang einer päpstlichen Hochschule erhoben und trägt mit der Erlaubnis Seiner Heiligkeit den Namen "Päpstliche Philosophisch-Theologische Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz". Das Leben der Mönche ist durch das Gebet geprägt. Eine besondere Rolle spielt der gregorianische Choral, der in lateinischer Sprache rezitiert wird. Beim Besuch des Heiligen Vaters am 9. September 2007 - der erste Besuch eines Papstes in Stift Heiligenkreuz - wird ihm ein großes Psalterium als Geschenk übergeben werden. Papst Benedikt XVI. ist durch Otto von Freising mit Heiligenkreuz verbunden: Beide hatten den Bischofstuhl von München-Freising inne und sind bedeutende Schriftsteller und religiöse Denker ihrer Zeit. Das zweite Geschenk an den Heiligen Vater wird eine moderne Neufassung des heiligenkreuzer Glasgemäldes sein, das Otto in der Kukulle der Cistercienser als Bischof und Schriftsteller zeigt. Weitere Informationen rund um Stift Heiligenkreuz finden sich auch auf http://www.stift-heiligenkreuz.org/.
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Vor 874 Jahren wurde das Zisterzienserkloster Heiligenkreuz vom Hl. Leopold von Österreich gegründet. Zum ersten Mal in der Geschichte des Stiftes wird am 9. September 2007 der Nachfolger des Hl. Petrus, der Stellvertreter Christi auf Erden, dieses unser Kloster besuchen. Der Besuch seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. ist für uns alle eine ganz große Freude und wir wissen, dass dieser Besuch der religiösen Vertiefung und der Ermunterung dient.
Der Hl. Vater kommt in ein Kloster, das schon viele Jahrhunderte besteht, das aber heute durch die Gnade Gottes stark und vital in die Zukunft schaut. Am 14. August 2007 werden (wurden) sechs Novizen eingekleidet. Am 15. August, dem Hochfest Mariä Himmelfahrt, welchem Glaubensgeheimnis unsere Kirche geweiht ist, haben alle sieben Novizen des letzten Jahres ihre zeitlichen Gelübde ablegt. In diesem Jahr wurde ein Mitbruder zum Priester geweiht und fünf erhielten die Weihe zum Diakon. Insgesamt gehören 78 Mitbrüder dem Kloster an, davon 46 Priester.
Wenn der Hl. Vater am 9. September unsere Stiftskirche betritt, wird der musikalische Teil des Gebets durch den gregorianischen Choral gestaltet. Wir sind glücklich, diese älteste abendländische musikalische Bibelmeditation Tag für Tag als unser Lebenselement zu singen. Eine wichtige Voraussetzung für diese mystische Form des Gebetes ist die lateinische Sprache, die das II. Vatikanische Konzil ausdrücklich als Sprache der Kirche bezeichnet. Angeregt durch Abt Karl Braunstorfer (Abt von 1945 - 1969), der selber Konzilsvater war, haben wir die neue Liturgie des II. Vatikanischen Konzils freudig bei uns eingeführt, sind aber im Sinne des Konzils weitgehend bei der lateinischen Sprache (Neo-Vulgata) geblieben. Aus den Äußerungen des Hl. Vaters schließe ich, dass ihm diese Form der Liturgie ein Anliegen ist. So wollen wir dem Hl. Vater am 9. September unser erst kürzlich neu geschaffenes großes Psalterium, mit vier Grafiken des Künstlers Michael Fuchs ausgestattet, als Geschenk übergeben.
1802, in der Zeit des von Kaiser Joseph II. mit der Aufklärung geprägten Staatskirchentums in Österreich, wurde in Heiligenkreuz die Philosophisch-Theologische Hochschule für die Priesterausbildung des Ordensnachwuchses gegründet. Dieses Institut hat sich in den letzten Jahren zu einer international anerkannten Einrichtung der theologischen Forschung und Lehre entwickelt und hat in den letzten drei Jahrzehnten einige hundert Priester hervorgebracht. An dieser unserer Hochschule studieren nicht nur Cistercienser (auch aus Sri Lanka und Vietnam) und Benediktiner, sondern Priesteramtskandidaten für den diözesanen Klerus, solche aus anderen Ordensgemeinschaften und aus kirchlichen Erneuerungsbewegungen, wie dem Neo-katechumenat und der Gemeinschaft der Seligpreisungen. Es war für uns eine besondere Freude, in den letzten zwei Jahrzehnten einer Reihe von Priesterkandidaten aus den ehemals kommunistischen Ländern das Theologiestudium zu ermöglichen und ihnen so den Weg zum Priestertum zu ebnen. Derzeit sind es 8 Ordensleute und Alumnen aus der Dritten Welt, die wir auf unsere Kosten zum Studium bei uns eingeladen haben.
Äußerlich ist der Studienbetrieb charakterisiert durch den überschaubaren Rahmen von derzeit 160 Studenten und ungefähr 40 Professoren und die ländlich ruhige Umgebung des Wienerwaldes; trotzdem ist Wien mit dem Auto in einer halben Stunde zu erreichen. Innerlich aber ist das Studium getragen vom Gebet und von der positiven Einstellung zum kirchlichen Lehramt. Die Theologie soll bei uns, soweit möglich, eine „kniende Theologie" sein, die mit hoher Wissenschaftlichkeit den Zugang zur kirchlichen Lehre erleichtert und begründet. Das Profil der Hochschule ist ganz klar auf die Priesterausbildung ausgerichtet. Diese Hochschule hat Papst Benedikt XVI. in diesem Jahr in den Rang einer päpstlichen Hochschule erhoben und mit der Erlaubnis Seiner Heiligkeit trägt sie jetzt den Namen "Päpstliche Philosophisch-Theologische Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz". Es kann kein Zweifel bestehen, dass der Hl. Vater diese "seine" Hochschule mit diesem Besuch auszeichnen will.
Der Hauptanlass für den Besuch Seiner Heiligkeit in Österreich ist seine persönliche Wallfahrt als "Pilger unter Pilgern" zum großen Heiligtum von Mariazell. Heiligenkreuz ist eine wichtige Station auf der Via Sacra Austriaca, dem Mariazeller Pilgerweg und somit ordnet sich der Besuch in Heiligenkreuz in die zentrale Absicht der Reise des Papstes ein.
Stift Heiligenkreuz ist eines von 30 österreichischen Stiften. So nennt man hier die Klöster der alten Orden (Augustiner Chorherren, Prämonstratenser, Benediktiner und Cistercienser), die in ganz Österreich eine große Rolle spielen als Zentrum des Gebets und des Glaubens, als Mittelpunkte für die Kultur und schließlich in einem hohen Einsatz in der ordentlichen Pfarrseelsorge. Viele hundert Pfarren werden so durch die alten Orden in Österreich seelsorglich betreut; auch Stift Heiligenkreuz betreut insgesamt fast 20 Pfarren in drei Diözesen. Wenn also der Hl. Vater Stift Heiligenkreuz besucht, so sind damit auch die anderen österreichischen Stifte gemeint und angesprochen.
Die erstaunlich gute Nachwuchssituation in Heiligenkreuz hat schon vor fast 20 Jahren dazu geführt, dass der Bischof von Essen, der spätere Cardinal Franz Hengsbach in Bochum-Stiepel ein Kloster errichtet hat, das von Mönchen aus Heiligenkreuz besiedelt wurde. Derzeit leben dort zwölf Cistercienser. Auch verfolgt das Stift Heiligenkreuz ein Gründungsprojekt in Sri Lanka. Es sind schon einige junge Mitbrüder aus Sri Lanka als Cistercienser bei uns und wir hoffen, in wenigen Jahren in Kalutara in der Erzdiözese Colombo cisterciensisches Leben in die katholische Kirche Sri Lankas und in das schöne Land einzupflanzen.
Schon in der Gründungsgeschichte von Heiligenkreuz gibt es eine Beziehung zu Papst Benedikt XVI. Der heilige Stifter schreibt in seiner Gründungsurkunde, dass er das Kloster Heiligenkreuz auf Anregung seines geliebten Sohnes Otto errichtet. Dieser Otto war damals Cisterciensermönch im Kloster Morimond, einer der vier wichtigen Primarabteien des jungen Cistercienserordens. Die Mönche für Heiligenkreuz kamen aus Morimond! Der Babenberger Otto wurde bald darauf zum Abt von Morimond gewählt, aber nach relativ kurzer Zeit Bischof von Freising. Als solcher ist er ein Vorgänger unseres Hl. Vaters, da dieser als Erzbischof von München-Freising Inhaber dieses Bischofsstuhles war. Schließlich wurde der Bischof Otto von Freising ein ganz bedeutender Schriftsteller seiner Zeit mit religiösen und insbesondere historischen Themen. Der Hl. Vater weiß um diesen seinen Vorgänger und dessen Bedeutung in der Geschichte. Das zweite Geschenk, das wir dem Papst hier überreichen wollen, ist eine moderne künstlerische Neufassung des Glasgemäldes, das Otto von Freising in der Kukulle der Cistercienser sowohl als Bischof als auch als Schriftsteller zeigt. Diese Darstellung des seligen Otto ist Teil der berühmten Babenberger-Glasgemälde in unserem hochgotischen Brunnenhaus von 1295.
Unmittelbar nach der Gründung von Heiligenkreuz wird mit dem Bau des Klosters begonnen und es ist für uns Mönche in Heiligenkreuz ein Geschenk, dass wir das romanische Kirchenschiff, den hochgotischen Hallenchor und den frühgotischen Kreuzgang mit Kapitelsaal Tag für Tag als "Gefäße des Gebetes" verwenden dürfen. Durch den Hl. Leopold und andere Stifter wurden dem Kloster Felder, Wälder, Weingärten und Häuser anvertraut, die bis heute dem Stift gehören und mit anderen Wirtschaftsbetrieben zusammen von fast 200 weltlichen Mitarbeitern des Stiftes betrieben werden. Bis heute dienen die Erträgnisse aus diesen Betrieben der Erhaltung des Klosters, der Pfarren und der Hochschule sowie zu Beiträgen in sozialen und caritativen Projekten.
Die allgemeine Geschichte der Kirche und unseres Landes spiegelt sich mit ihren unterschiedlichen Phasen auch in der Geschichte unseres Klosters. Als ein Beispiel sei das Jahr 1683 genannt: Die Belagerung Wiens durch die Türken hatte zwar keinen Erfolg und konnte durch das Eintreffen des Entsatzheeres am 12. September 1683 beendet werden. Die zwei Monate davor aber waren für die Umgebung von Wien und somit auch für Heiligenkreuz furchtbare Erfahrungen. Auch Heiligenkreuz wurde in weiten Teilen zerstört, die Mönche waren vertrieben oder umgekommen und nach dem 12. September, an dem die Kirche heute das Fest Maria Namen feiert, lag Heiligenkreuz und das Umland zerstört und entkräftet danieder. Das Kloster besitzt ein Tagebuch des Priesters Balthasar Kleinschrott über diese schreckliche Zeit, welches auch durch eine gedruckte Version unter dem Titel "Flucht und Zuflucht" dem heutigen Leser zur Verfügung steht. Der damalige Abt des Klosters, Clemens Schäfer, hat mit großer Energie und durchaus erfolgreich den Wiederaufbau des Klosters begonnen. Er wird daher auch häufig „secundus fundator monasterii" (zweiter Gründer des Klosters) genannt.
Parallel dazu gibt es in Heiligenkreuz sowie in den anderen Klöstern und der Kirche Österreichs überhaupt die wichtige "katholische Reform" aus dem Geist der Beschlüsse des Konzils von Trient. Nach den Problemen der Renaissance und Reformationszeit gewinnen so der Glaube und die Kirche in der Barockzeit in Österreich neue innere Stärke und Strahlkraft nach außen. Dies wirkt sich auch in einer schwungvollen Entwicklung barocker Kunst im Dienst des Klosters für die Liturgie aus. Der dafür charakteristische Künstler ist der berühmte Bildhauer Giovanni Giuliani, der so wichtige Werke geschaffen hat wie das Chorgestühl der Kirche, die beiden eindrucksvollen Figurengruppen im Kreuzgang und die typisch barocke Säule der Aufnahme Mariens in den Himmel im Stiftshof. Aber auch Martino Altomonte und Johann Michael Rottmayr schaffen wichtige Werke für das Kloster Heiligenkreuz.
So erwartet Stift Heiligenkreuz am 9. September 2007 unseren geliebten Hl. Vater, um von ihm bestärkt und mit Wegweisung ausgestattet, das Erbe der Vergangenheit in die Zukunft zu tragen und wichtiges Instrument der Evangelisierung zu sein.
Über das Stift Heiligenkreuz informiert eine umfassende Homepage, durch die schon viele junge Leute mit uns in Kontakt gekommen sind und so ihre Berufung entdecken konnten: www.stift-heiligenkreuz.org. Dort gibt es auch eine italienische Seite: http://stift-heiligenkreuz.org/Italiano.179.0.html.
+ Abt Dkfm. Mag. Gregor Henckel Donnersmarck OCist
Abt des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz